Abenteuer Self-Publishing – Print

Ich habe lange überlegt, ob ich mein im Self-Publishing veröffentlichtes eBook »Königsfeuer« auch als Print herausbringen will – und wenn ja, wie. Book on Demand? Auflagendruck mit eigener ISBN? Mir eröffnete sich schließlich noch ein anderer Weg.

Abenteuer Self-Publishing
Teil 1: Warum? Teil 7: Der erste Monat
Teil 2: Erwartungen Teil 8: Gratis-Aktion
Teil 3: Kalkulation Teil 9: Print
Teil 4: Lektorat Teil 10: Preisaktion
Teil 5: Cover Teil 11: Amazon vs. Tolino
Teil 6: Veröffentlichung Teil 12: Fazit nach einem Jahr

eBooks kann man als Self-Publisher relativ leicht veröffentlichen. Beim Print wird es da schon schwieriger. Klar, es gibt Book-on-Demand über diverse Anbieter, die einem dann auch eine ISBN anbieten und die Bücher im Handel listen. Oder man lässt über eine Billigdruckerei eine Auflage drucken und kümmert sich um alles selbst. Beides hat seine Tücken, vor allem, wenn man wie ich seine Prints vor allem auf Messen/Cons verkaufen will.

BoD: Hier wird es je nach Seitenzahl mit der Marge schwierig. Beim relativ kurzen Königsfeuer wäre das noch gegangen (bei 320 Seiten und 12,90 Verkaufspreis hätte ich 2,36 je Buch verdienen können), aber der Einkaufspreis für den Autor liegt bis 24 Exemplare eben auch bei 10,21 Euro je Stück. Wenn ich also Prints für Messen bestelle, verdiene ich entweder nur 2,69 pro Stück und muss dadurch die Zeit am Stand, die Fahrtkosten und ggf. noch Übernachtung wieder reinholen, oder ich kaufe eine deutlich größere Menge Prints (ab 50 Stück nur noch 8,36 Euro je Stück), die dann aber u.U. ewig bei mir rumliegen.

Auflagendruck: Hier ist das einzelne Exemplar günstiger, dafür muss man sich selber um eine ISBN kümmern, selber Belegexemplare an die Landesbibliothek schicken und die Bücher selber ins VLB eintragen, damit es im Handel erhältlich ist (alles teuer) ODER einen Dienstleister einschalten, der natürlich auch nicht umsonst ist, sprich, man muss wieder Geld in die Hand nehmen und hat dann eine Auflage auf Halde, die man auch erstmal abverkaufen muss.

Bei beiden Varianten gibt es für mich persönlich noch zwei Haken:

a) Ich hätte das Layout machen müssen und davon verstehe ich gar nichts. Wenn ich aber 12,90 für ein Buch verlange, dann ist es auch mein Anspruch, dass das Ergebnis vernünftig aussieht.

b) Ob BoD oder Auflagendruck, das Buch wäre nur auf Messen präsent, wo ich auch ausstelle. Mit nur zwei selbst veröffentlichten Büchern kann ich aber nie im Leben einen Stand auf der Leipziger Buchmesse finanzieren – und natürlich kann ich von meinen Verlagen nicht verlangen, dass ich an deren Stand meine Self-Publisher-Bücher mit verkaufen darf.

So richtig glücklich war ich daher mit keiner der beiden Varianten. Aber zum Glück bot sich mir ein anderer Weg. Charlotte Erpenbeck vom Machandel Verlag, die ich schon seit langen Jahren kenne, trat schon letztes Jahr auf dem BuCon an mich heran und machte mir das Angebot, die Printrechte von Königsfeuer zu übernehmen. Ich behalte die volle Freiheit was die eBook-Veröffentlichung angeht, lieferte ihr den lektorierten Text und den Umschlag, sie kümmerte sich um Layout, Druck, ISBN und alles weitere. Und so ist die gedruckte Fassung von Königsfeuer mittlerweile online schon vorbestellbar und wird im Verlaufe des August erscheinen und auch auf Messen (u.a. Leipzig) angeboten werden.

So sieht der Buchumschlag aus…

Für mich das perfekte Angebot – und was verspricht sich Charlotte davon? Dazu habe ich mit ihr ein kleines Interview gemacht:

Hallo Charlotte, bitte stell dich und den Machandel Verlag kurz vor.

Der Verlag wurde vor 15 Jahren eigentlich mehr durch Zufall gegründet. Wir hatten im Rathaus eine Ausstellung zum Thema Frauen in unserer Stadt, die so interessant war, dass wir hinterher das Material nicht einfach in der Versenkung verschwinden lassen wollten. Wir beschlossen also, ein Buch davon zu machen. Da ich Apothekerin bin, muss ich alle Nebentätigkeiten bei meiner Kammer ordnungsgemäß melden. So kam es dank unserer Bürokratie zur Gründung des Verlages als Kleingewerbe. Und danach kamen die Autoren. Kleinverlage ziehen Autoren irgendwie magisch an.

Ursprünglicher Schwerpunkt war lokale Geschichte, aber da ich verlege, was mir selbst Spaß macht zu lesen, verlagerte sich der Schwerpunkt ziemlich schnell auf Fantasy, Märchenadaptionen und Krimis.

Anfangs war es nur ein Buch pro Jahr, inzwischen habe ich in Spitzenjahren mehr als 20 Titel neu. 134 Titel sind im VLB gemeldet und können damit über jede Buchhandlung bezogen werden. Weitere 8 Titel gibt es nur direkt über den Verlag (Künstlerbücher, handgearbeitete Minibücher), da sonst die Kalkulation ins Negative geht.

Ich werde allerdings die Menge an Neuerscheinungen wieder zurückschrauben müssen, ich merke, das lässt so einfach zu wenig Zeit für ein Privatleben übrig.

Der eBook-Markt ist für Kleinverlage extrem wichtig. Kannst du kurz darlegen warum?Wäre Machandel ohne eBooks überhaupt denkbar?

Machandel könnte ohne eBooks überleben. Knapp. Allerdings müsste ich dann meine Titel auf Lokales beschränken, wo ich sichere Abnehmer habe, und das hieße, es würden nur knapp 20 Titel übrigbleiben. Und es würde wieder nur eine, höchstens zwei Neuerscheinungen pro Jahr geben. Die gedruckten Bücher tragen sich gerade so eben selbst. Der Grund ist einfach: Als Kleinverlag komme ich nicht in die Buchhandlungen. Die Leute finden also die Bücher gar nicht erst. Und wenn sie sie finden, erwarten sie normale Buchpreise, und die kann ich bei meinen kleinen Auflagen nur geben, wenn ich praktisch auf Gewinn verzichte.

Die eBooks halten den Verlag am Laufen, ermöglichen es mir, an Buchmessen teilzunehmen, Werbung für die Bücher zu drucken, Titel zu verlegen, die eigentlich vollkommen unrentabel sind (und von denen ich das auch von vornherein weiß), Experimente zu machen, junge Autoren zu fördern. (Nichts ist so beflügelnd wie das erste eigene gedruckte Buch, selbst wenn es nur eine Auflage von 40 Stück hat). Die eBooks machen mehr als 70% meiner Verkäufe aus und 100% vom Gewinn.

Trotzdem bietest du einigen Self-Publishern wie mir den Deal an, nur die Printrechte ihrer Bücher zu übernehmen. Rechnet sich das für dich oder profitiert dein Verlag von der Bekanntheit einiger der Self-Publisher (z.B. Chris Svartbeck)?

Weder – noch. Es rechnet sich nicht, weil die Print-Verkäufe meist unterirdisch sind. Und da Kleinverlage in der öffentlichen Wahrnehmung kaum existieren, bringt das auch keinen Werbeeffekt (außer, ich hätte mal einen Bestsellerautoren an der Hand, ist aber noch nicht passiert). Für den Verlag sind diese Bücher nur Füllmaterial für die Statistik.

Für die Autoren allerdings ist Print wichtig, weil online ja immer der Preisvergleich Print – eBook zu sehen ist, und damit die eBook-Käufe für die Leser sehr viel attraktiver werden. Und ich tue es für die Leser (ich selbst habe ja auch meine Buchmacher-Karriere als Leser begonnen), weil ich weiß, dass etliche von ihnen immer noch ohne ein gedrucktes Buch unglücklich sind. Mit anderen Worten: Ich betrachte Print als Service.

Und was die Self-Publisher angeht, die ihren Print bei mir haben, die kenne ich alle aus dem Tintenzirkel-Autorenforum (ich bin selbst ja auch Autorin), ich mag ihre Bücher, weiß, dass sie gut schreiben und ich damit wenig Arbeit habe (ein wichtiges Argument), und ich betrachte das als kleinen Gefallen unter Kollegen. Außerdem, zugegeben, macht es einfach Spaß, mehr Bücher präsentieren zu können.

Welche Voraussetzung muss man als Self-Publisher erfüllen, damit du einen Print-Only-Vertrag anbietest?

Das Buch sollte mehr oder weniger bereits druckfertig sein, also Lektorat und Korrektorat genossen haben. Cover als den heutzutage am wenigsten teuren Bestandteil eines Buches stemme ich gegebenenfalls noch selbst. Die teuersten und zeitaufwändigsten Teile müssten also bereits erledigt sein. Und ich muss wissen, dass es keine Autoren sind, die herumzicken und Wunder von mir erwarten, was den Verkauf angeht. Das funktioniert in einem Kleinverlag einfach nicht.

Du schreibst ja auch selbst Bücher. Wem würdest du empfehlen Self-Publishing zu versuchen, und wem, mit einem Kleinverlag wie Machandel zusammenzuarbeiten?

Self-Publishing würde ich vom Genre, der Schreibgeschwindigkeit und einer gewissen Publikumsnähe abhängig machen. Jemand, der Genres schreibt, die viel oder sogar überwiegend als eBooks konsumiert werden (Romance, Erotik, Krimi, Fantasy), kriegt als Selfpublisher natürlich deutlich mehr Prozente vom Verkaufspreis, als wenn er in einen Verlag geht. Allerdings finden sich nennenswerte Verkaufszahlen meist nur bei den Autoren, die schnell genug schreiben, um mehrere Bücher im Jahr zu veröffentlichen. Oder bei Autoren, die gut vernetzt und online sehr aktiv sind. Optimal ist man beides.

Autoren, die publikumsscheu sind und eher langsam schreiben, sind in einem Verlag besser aufgehoben. Je größer, desto besser, wenn sie an finanziellem Erfolg interessiert sind. Großverlage arbeiten mit höheren Auflagen, machen mehr Werbung und kommen mit den Büchern auch in die Buchhandlungen. Bei Kleinverlagen und unbekannten Autoren mit wenig Veröffentlichungen, die eine Buchhandlung nur auf direkten Kundenwunsch bestellt, kommt meist für den Autor im Jahr nur ein besseres Taschengeld zusammen. Genug für eine Pizza, selten mehr.

Etwas anderes ist es natürlich, wenn man Sachbücher schreibt, die man in seinem Broterwerbs-Beruf nutzen kann. Da kann man auch ohne Buchhandlung brauchbare Verkaufszahlen bekommen. Ich schreibe zum Beispiel neben der Lokalgeschichte auch Broschüren und Bücher mit medizinisch angehauchten Themen (Heilpflanzen, Giftpflanzen, Kräuterkissen, natürliche Ostereierfarben). Die verkaufe ich dann selbstredend auch über die Apotheke.

Der letzte, aber für viele Autoren wichtigste Grund für Self-Publishing soll natürlich nicht unter den Tisch fallen: Überhaupt veröffentlicht zu werden. Sowohl Großverlage als auch Kleinverlage haben nur begrenzte Kapazitäten, die Listenplätze sind schnell voll, und es ist fast unmöglich, als neuer Autor irgendwo zu landen.Aber viele dieser hoffnungsvollen Jungautoren (bezieht sich nicht auf das biologische Alter!) schreiben so gut, dass es schade wäre, wenn ihre Bücher überhaupt keine Chance bekämen. Da ist Self-Publishing immerhin eine Möglichkeit, und allemal besser, als ein Buch in der Schublade versauern zu lassen.

Vielen Dank für das Gespräch.