Warum eigentlich?

Eines der Probleme beim Schreiben ohne Plot ist, dass man als Autor immer wieder an Punkte kommt, bis zu denen einem die Geschichte mehr oder weniger grob klar war – und dahinter wartet undurchdringlicher Nebel.

Bei meinem Helden-Projekt ist bei nun knapp 52T Wörtern dieser Punkt erreicht. Ich habe meine Figuren ein- und zusammengeführt, sie erste Abenteuer bestehen lassen und auf den finalen Konflikt vorbereit. Zum Ort dieses finalen Konflikts habe ich sie nun auch gelotst und ich weiß auch schon, wie die Geschichte ausgeht, wer lebt, wer stirbt (vielleicht ändere ich meine Meinung auch noch spontan, wenn es soweit ist, das ist nie ausgeschlossen). Es war eine der Prämissen, als ich mit dem Schreiben begann. Hier soll die Geschichte ihren Höhepunkt finden.

Das Dumme ist nur: Ich habe noch keine Idee, worin dieser Konflikt eigentlich besteht, warum meine Helden sich hier eine Auseinandersetzung liefern, und vor allem: Ich weiß noch nicht einmal mit wem. Sicher, ich kann mir einfach irgendwas ausdenken, aber mit 52T Wörtern im Rücken muss das natürlich zum Rest passen. Taugt eine Nebenfigur der bisherigen Handlung zum Antagonisten? Oder führe ich jetzt noch jemand ganz neuen ein?

Und da sitze ich nun und mache mir Gedanken, wäge das Für und Wider verschiedener Ideen ab. Ich werde nun wieder einige Tage festhängen, nicht weiterkommen, Szenen schreiben und wieder verwerfen und die Versuchung, vielleicht doch mal an einem anderen Projekt weiterzumachen, wird groß werden.

Doch ich weiß, was ich am Nicht-Plotten habe. Die Geschichte spontan mir selbst zu erzählen, auf mein Gefühl zu hören, was den Spannungsbogen angeht, macht mir einfach mehr Spaß, als nur noch stumpf auszuformulieren, was ich mir zuvor akribisch überlegt habe – und dann ausformuliert vielleicht doch nicht mehr so gut ist, wie in Kurzform gedacht. Irgendwann kommt der Aha-Moment, habe ich das Wer und Warum plötzlich vor mir und werde denken: “Wieso bist du nicht gleich darauf gekommen?” Dann werde ich wieder voller Elan in die Tasten hauen.

Das Problem, dass ich damit wohl nie in einer Agentur Fuß fassen kann, in dem man nur noch mit Exposees und Leseproben hausieren geht und ein Buch erst fertig schreibt, wenn man einen Vertrag hat, muss ich dafür allerdings in Kauf nehmen.