Lohnt sich Tolino für Self-Publisher?

Eigentlich bin ich kein Freund von Monopolen. Amazon ist aber drauf und dran, sich in Sachen eBook eins aufzubauen. Mit Kindle Unlimited bieten sie Viellesern mit einer Affinität für Indie-Autoren für wenig Geld einen riesigen Fundus an, der immer fleißiger genutzt wird, sodass Kindle Unlimited bei vielen Autoren schon die Hälfte, aber doch zumindest einen erheblichen Anteil der monatlichen Einnahmen mit eBooks ausmacht. Die Sache hat eben nur den Haken, dass man sich mit seinen eBooks exklusiv an Amazon binden muss, wenn man bei KU vertreten sein will

Aber wie gesagt: Ich bin kein Freund von Monopolen. Also wollte ich Tolino noch einmal eine Chance geben, mir zu beweisen, dass ich auch ohne Kindle Unlimited mein Einnahmen-Niveau halten kann, wenn ich meine Bücher dafür auch bei Tolino anbiete.
Hatte ich zuletzt immer nur ein einzelnes Werk mal zeitweise bei Tolino angeboten, nahm ich Anfang Juli gleich drei Titel aus Kindle Unlimited raus, Der Puppenkiller, Dämonengrab und Königsfeuer. Fragestellung: Lohnt sich Tolino für mich als Self-Publisher?

Hinweis: Das sind natürlich nur meine ganz persönlichen Erfahrungen. Aus Gesprächen mit anderen Autoren weiß ich, dass es bei Tolino auch besser laufen kann und manche Bücher/Genres dort sogar erfolgreicher laufen als bei Amazon.

Das Angebot

Aus früheren Tolino-Versuchen wusste ich bereits: Abseits von Preisaktionen funktioniert da nicht viel. Also wandte ich mich zu Beginn an den sehr freundlichen und prompten Support von Tolino Media mit der Frage, was man denn zu den drei Titeln in Sachen Promotion sonst noch machen könnte.

Nahezu postwendend kam am Folgetag dieses Angebot:

Der Puppenkiller

  • Empfehlungen der Redaktion bei buecher.de (19.-25.07.)
  • Thalia Deal der Woche (50% reduziert, 29.07.-04.08.)
  • Selfpublishing-Landingpage bei Weltbild (ab Ende August für ca. 4 Wochen)

Königsfeuer

  • Empfehlungen der Redaktion bei buecher.de (26.07.-01.08.)
  • Sonderaktion „Phantastischer September“ (50% reduziert, 05.-18.09.)
  • Thalia Deal der Woche (50% reduziert, 09.-15.09.)
  • Selfpublishing-Landingpage bei Weltbild (ab Ende September für ca. 4 Wochen)

Dämonengrab

  • Empfehlungen der Redaktion bei buecher.de (16.-22.08.)
  • Sonderaktion „Halloween“ (50% reduziert, 17.-31.10.)
  • Thalia Deal der Woche (50% reduziert, 21.-27.10.)
  • Selfpublishing-Landingpage bei Weltbild (ab Ende Oktober für ca. 4 Wochen)

Na, das klingt doch vielversprechend, dachte ich bei mir und nahm alle Angebote an.

Das Ergebnis

Ich könnte euch nun mit langen Statistiken alles haargenau auseinanderklamüsern, aber im Grunde kann man es auch mit wenigen Sätzen auf den Punkt bringen:

1. Die Empfehlung der Redaktion bei buecher.de brachte mir gar nichts.

In den ganzen 4 Monaten habe ich mit allen drei Titeln über buecher.de sage und schreibe DREI eBooks verkauft.

2. Die Landingpage bei Weltbild brachte mir wenig

In den ganzen 4 Monaten habe ich über weltbild.de und weltbild.ch ELF eBooks verkauft, davon einen Teil aber während der Preisaktion (also nicht, weil das Buch auf der Selfpublishing-Landingpage gelistet war, wo man auch erstmal weit nach unten scrollen muss, um überhaupt Buchempfehlungen zu finden).

3. Die Preisaktion brachte mir am meisten und läuft hauptsächlich über den Deal der Woche auf Thalia

75% des gesamten Tolino-Umsatzes und 80% der verkauften eBooks liefen über Thalia.de und .at

Alles in allem ist die Aktion für mich trotzdem zufriedenstellend gelaufen, denn die Bücher brachten mir in den vier Monaten bei Tolino mehr Honorar als sie in den vier Monaten zuvor bei Kindle Unlimited eingespielt hatten (wo sie nicht besonders gut liefen).

ABER eine Fortsetzung des Angebots bei Tolino macht leider einfach wirtschaftlich keinen Sinn für mich, denn es läuft immer nach dem gleichen Muster ab.

Beispiel Puppenkiller: Nach der Preisaktion (bis 04.08.) gingen bis Ende August noch ein paar Exemplare zum Normalpreis, in den ersten drei Septemberwochen dann nur noch genau EINS, weshalb ich den Puppenkiller am 21.09. bei Tolino rausnahm, sobald die Weltbild-Promotion abgelaufen war.

Bei Dämonengrab und Königsfeuer dasselbe Bild. Ein paar Wochen nach der Preisaktion geht noch was, dann tote Hose. Deshalb brach ich das Experiment nun ab und alle drei Titel sind mittlerweile wieder bei Kindle Unlimited und somit nicht mehr als eBook in den Tolino-Shops.

Fazit:

Nein, Tolino lohnt sich für mich als Self-Publisher derzeit leider nicht.
Ganz klar, in Sachen Support ist Tolino Media super und sie tun was sie können. Die Probleme liegen nach meinem Dafürhalten darin, dass

  • jeder Tolino Shop (Thalia, Weltbild, hugendubel usw…) in Sachen Promotion sein eigenes Süppchen kocht
  • es keine Entsprechung zu Amazon Ads gibt, die es mir ermöglichen würde, gezielte Kampagnen auf Stichwörter oder ähnliche Titel zu fahren. Dafür würde ich ja sogar bezahlen.
  • man nicht sicher sein kann, dass Skoobe (quasi ein Pendant zu KU) die Tolino-Titel aufnimmt, da die nach eigenem Gutdünken kuratieren
  • die Tolino-Shops lieber Verlagswerke verkaufen und Self-Publisher eher nebenbei, was man z.B. daran sieht, dass deren Hitlisten nach Umsatz und nicht nach Stückzahlen ermittelt werden, was teure Verlags-eBooks deutlich bevorteilt.

Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Tolino-Partner sich noch einmal zusammensetzen und ihre Marktplätze zusammenschalten. Dann bestünde die Möglichkeit, dass sie auch abseits von kurzfristigen Preisaktionen eine Alternative zur Amazon-Exklusivität bieten würden.
So bleibt Tolino für mich leider abseits von kurzen Preisaktions-Intermezzi uninteressant.